Presse | Rheinische Post vom 25. September 2007


Karate

Im Banne des Meisters


von Falk Janning

Zenei Oshiro, Paris(RPO) Karate-Großmeister Zenei Oshiro aus Paris war zu Gast in Düsseldorf und begeisterte mit seinem Lehrgang in der Sporthalle der Pankok-Gesamtschule Kämpfer, die aus ganz Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden angereist waren.

Bei Zenei Oshiro spürte jeder in der großen Sporthalle der Hulda-Pankok-Gesamtschule sofort, wie konzentriert, wie hart und wie gefährlich die Angriffe beim Okinawa-Kobudo kommen. Dazu brauchte der 54-jährige Großmeister nicht einmal einen Gegner. Jedenfalls nur einem imaginären. Das Gesicht war angespannt, die dunklen Augen funkelten, als er sich mit einem Schrei zur Seite drehte und den Bo, den Holzstab, den er mit beiden Händen umklammerte, blitzschnell nach vorne rammte.

Zenei Oshiro, Träger des 7. Dan aus Paris, war zu Gast beim Inyo Ryu Karate Verein Düsseldorf. Es herrschte gespannte Ruhe, als er seine „Gefolgschaft“ um sich versammelte. Die Sportler wollten kein Wort des Großmeisters verpassen. „Es gibt nicht viele, die sein Niveau erreichen. Er hält Schulungen in der ganzen Welt ab“, sagt Klaus Müller. „Das ist ein tolles Ereignis. Oshiro Zenei ist einfach ein Super-Trainer mit einer riesigen Erfahrung.“

So sah das auch der Düsseldorfer Hans Bäuml. „Es ist toll, dass man mit jemandem trainieren kann, der den 7.Dan hat.“ Zum Unterricht mit dem Ausnahmesportler erschienen Karatekämpfer aus dem ganzen Bundesgebiet. Sogar aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich waren sie angereist. Kobudo bedeutet „Alte Kampfkunst“ und entstand im 16. Jahrhundert auf Okinawa in Japan. Zu dieser Zeit war das Tragen von Schwertern und anderen Blankwaffen vom König verboten. Um sich gegen die besetzenden Satsuma-Samurai verteidigen zu können, entwickelten die Bauern und Fischer Waffensysteme, bei denen sie unauffällige landwirtschaftliche Geräte und Werkzeuge zu tödlichen Waffen umfunktionierten.

Da es im Okinawa-Kobudo keinen Freikampf oder sportlichen Wettbewerb gibt, gilt es als unverfälschte Kampfkunst. Wer spektakuläre Kampfszenen, akrobatische Tritte oder Sprünge sehen will, der war an der falschen Adresse, denn Show-Effekte sind verpönt. Aber die Kampfsportler wissen das - und sie kommen immer wieder. Wolfgang Spielvogel war aus München angereist. „Bei ihm kann ich mir viel abgucken. Er kann alles sehr gut zeigen, braucht nur wenig verbale Kommunikation“, lobt der Trainer seinen Lehrmeister.

Zenei Oshiro machte einen ruhigen und angenehmen Eindruck und nimmt sich geduldig Zeit für Korrekturen bei seinen Schülern. Warum Sportler aus ganz Deutschlands für ein Anfängertraining anreisen? Klaus Müller hat die passende Antwort: „Es ist faszinierend, wie viele Feinheiten der Großmeister noch herausarbeitet. Selbst bei Techniken, die ich schon viele tausend Male ausgeführt habe, findet der Meister immer noch etwas, das verfeinert werden kann.“

Diese Liebe zum Detail wissen die Schüler des Großmeisters zu schätzen. „Die 37 Lehrgangsteilnehmer sind allesamt zufrieden nach Hause gefahren“, sagte Müller.

Und sie werden nächstes Jahr alle wiederkommen...

aus der Rheinischen Post vom 25.09.2007

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