Presse | Rheinische Post vom 12. Mai 2003


Verteidigung der Fischer

Okinawa-Kobudo ist eine alte Kampfkunst aus Japan.
Die Verteidigungsform entspricht dem Karate, aber mit Geräten der Bauern und Fischer.


von Uwe Witsch

DÜSSELDORF. "Osu", rufen die Teilnehmer und zeigen damit ihre Bereitschaft, eine Kobudo-Übung zu beginnen. In einer Phalanx rücken sie vor und schlagen mit langen Stöcken in bestimmte Richtungen. Sie machen eine Kata, einen Kampf gegen imaginäre Geister, wie Sensei Hans Bäuml erklärt. Sensei Kazunari Hiura leitet das Kobudo-Training in einer Düsseldorfer Sporthalle.

Kobudo bedeutet "Alte Kampfkunst" und entstand im 16. Jahrhundert auf Okinawa (Japan). Zu dieser Zeit war das Tragen von Schwertern verboten. Um sich gegen die besetzenden Satsuma-Samurai zur Wehr setzen zu können, entwickelten die Bauern und Fischer eine Verteidigungsart, bei der sie landwirtschaftliche Geräte zu tödlichen Waffen machten. Kobudo ist so etwas wie Karate mit Werkzeug. Die Kampfkunst wurde unter strengster Geheimhaltung trainiert.

Viele Japaner, die zur Düsseldorfer Kolonie gehören, kommen nicht von Okinawa und wissen mit Kobudo nichts anzufangen. Daher kommt es, dass der Japaner Kanzunari Hiura nur rheinische Frauen und Männer in seiner Kampfkunsttruppe hat. Der 56-jährige Trainer trägt den 8. Dan (von 10) in der seltenen Kunst des Inyo Ryu Karate, womit er in Japan ein landesweit bekannter Meister ist. In Kobudo trägt er den 6. Dan. Kobudo-Waffen sind der Bo (ein langer Holzstock), die Tonfa (Griffe, um Mühlsteine zu drehen), die Sai (Gabelspitzen der Fischer), das Eku (Bootsruder), Nunti-Bo (Fischerspeer), das Nunchaku (mit einer Schnur verbundene Stöcke, die als Dreschflegel dienten), die Kama (kurze Sicheln) und das Timbe (ein Schild, ursprünglich eine Schüssel).

Zu Hiuras ruhigen Anweisungen treffen sich zwei Partner zum Kampf. In vorgeschriebenen Abläufen kreuzen sich die Bos. Beim Zustoßen führen die Enden der Holzstöcke am Hals oder an der Hüfte vorbei. Kumibo heißt diese Technik. "Man braucht sehr viel Körperbeherrschung, um rechtzeitig zu stoppen", sagt Bäuml. "Unser Sport kennt keine Verletzungen." Bei den Übungen mit dem Nunchaku halten die Teilnehmer Abstand. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Geschicklichkeit sie die gelenkigen Dreschflegelstöcke um ihren Körper schweifen. Die scharfen Kama lässt Hiura mit gezielten Schwingungen durch die Luft sausen. "Aber ich brauche keine Geräte", sagt der Karate-Meister wenig später und zeigt auf seine von Bruchtests gezeichneten Hände.

Das Kabudo-Training ist mittwochs um 20 Uhr in Düsseldorf-Bilk in der Sporthalle Färberstraße 40, Zugang und Parkplätze von der Feuerbachstraße. Beim Düsseldorfer Japan-Tag am 17. Mai zeigen die Kobudoka ab 15.30 Uhr auf dem Burgplatz ihre Künste.


Okinawa-Kobudo-Verband, c/o Kazunari Hiura, Blücherstraße 52, 40477 Düsseldorf, www.okinawa-kobudo.de

aus der Rheinischen Post vom 12.05.2003

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